Bewahrung der Schöpfung
Die Bewahrung der Schöpfung ist ein Thema, das viele Menschen im Verband bewegt. Das zeigte auch das große Interesse an der Fachtagung des Bundesfachausschusses "Verantwortung für die Eine Welt".
Dazu gibt es einen ausführlichen Bericht in Idee & Tat 2-2018. Den Bericht kannst Duhier lesenoder als PDF herunterladen.
Darüber hinaus stellen wir Dir hier drei Präsentationen zur Verfügung.
Links zu Fernsehbeiträgen
- NDR:Plastik in jeder Welle – Surfen in der Müllhalde Meer
- WDR:Ein Ozean voll Plastik – ertrinken die Meere in unserem Müll? (verfügbar bis 12.03.2019)
Enzyklika Laudato Si' von Papst Franziskus zum Download als PDF
Laudato si – ein Auftrag an alle!
Der Bundesfachausschuss (BFA) "Verantwortung für die Eine Welt" hat in diesem Jahr die Arbeit an dem Schwerpunktthema "Bewahrung der Schöpfung" aufgenommen. Hier nun erste Anregungen für die Arbeit in den Kolpingsfamilien.
von Walter Rung, BFA "Verantwortung für die Eine Welt"
Weitere Ansprechperson
Andreas W. Stellmann
Leiter Bundesfachausschuss "Verantwortung für die Eine Welt"
Telefon: 0173 8301280
E-Mail: Andreas.Stellmann[at]kolping.de
"Laudato si‘, mi‘ Signore – Gelobt seist du,mein Herr, sang der heilige Franziskus von Assisi“, so beginnt die zweite Enzyklika von Papst Franziskus und führt weiter aus: „In diesem schönen Lobgesang erinnert er uns daran, dass unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen.“ Diese Schwester, unsere Mutter Erde, so Papst Franziskus „schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat.“ Damit führen uns diese einführenden Worte der päpstlichen Enzyklika unmittelbar zum Kern der Aufgabenstellung, die die Bundesversammlung des Kolpingwerkes Deutschland im Oktober 2016 dem BFA „Verantwortung für die Eine Welt“ übertragen hat: sich im Jahre 2017 mit dem Schwerpunktthema Bewahrung der Schöpfung eingehend zu befassen.
Der BFA hat zu diesem Thema die Arbeit aufgenommen, Experten angehört und arbeitet jetzt an der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse. Es geht darum, dem stummen „Schrei unserer Schwester, der Mutter Erde“ überall Gehör zu verschaffen, im Verband, in Kirche, Politik und Gesellschaft aufzurütteln, von Wirtschaft und Industrie mehr Verantwortung einzufordern, aber auch darum, jeden Einzelnen zu sensibilisieren, sich aktiv für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, die ökologische Umkehr zu wagen und auch den eigenen Lebensstil zu überdenken. Der BFA sieht in der Auseinandersetzung mit der Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus vom Mai 2015 für jeden, der sich engagieren will, für jede Kolpingsfamilie, der die Bewahrung der Schöpfung ein Anliegen ist, eine hilfreiche Grundlage zum Erkenntnisgewinn. Der BFA empfiehlt, sich intensiv damit zu beschäftigen. Der Papst lädt alle ein „zu einem neuen Dialog über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten“ (Ziffer 14). Er analysiert zunächst in eindringlichen Worten „Was unserem Haus widerfährt“ und thematisiert darin die Schäden, die wir der Erde zufügen mit der Umweltverschmutzung durch unsere Abfall- und Wegwerfkultur, durch den maßgeblich vom Menschen verursachten Klimawandel, durch den maßlosen, egoistischen und verschwenderischen Umgang mit der lebensnotwendigen Ressource Wasser und durch die Zerstörung der biologischen Artenvielfalt.
Papst Franziskus geht aber in seinen Betrachtungen weit über die Frage des reinen Umweltschutzes hinaus, wenn er die Verschlechterung der Lebensqualität und den sozialen Niedergang beklagt. Unter Ziffer 43 führt er aus: „Wenn wir berücksichtigen, dass der Mensch auch ein Geschöpf dieser Welt ist, das ein Recht auf Leben und Glück hat und das außerdem eine ganz besondere Würde besitzt, können wir es nicht unterlassen, die Auswirkungen der Umweltzerstörung des aktuellen Entwicklungsmodells und der Wegwerfkultur auf das menschliche Leben zu betrachten.“ Er eröffnet damit eine neue Sicht auf die aktuelle Diskussion, indem er der ökologischen Debatte eine menschliche, eine soziale Dimension hinzufügt, das Recht aller Menschen auf ein Leben in Würde und den weltweiten Mangel an sozialer Gerechtigkeit. In diesem Zusammenhang weist er besonders auf die Verantwortung der reichen Länder hin: „Die soziale Ungerechtigkeit geht nicht nur Einzelne an, sondern ganze Länder, und zwingt dazu, an eine Ethik der internationalen Beziehungen zu denken“ (Ziffer 51).
Wenn wir uns also mit den Fragen zur Bewahrung der Schöpfung befassen, sollten wir immer die gesamte Schöpfung im Sinne einer ganzheitlichen Ökologie im Blick behalten. In diesem Zusammenhang kann die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift wertvolle Erkenntnisse liefern, ausgehend von der Schöpfungsgeschichte (Genesis: … und Gott sprach, …. Und er sah, dass es gut war.), über den reichen Schatz der Psalmen, die den Menschen in vielfältiger Weise einladen, Gott den Schöpfer zu preisen, bis hin zu vielen Stellen im Buch Weisheit, die allen Geschöpfen ihre Würde zumessen als universale Gemeinschaft im Schöpfungsplan Gottes. Mit besonderer Zuwendung verweist Papst Franziskus (Ziffer 96 ff) auf den „Blick Jesu“, wenn er von Gott als dem Vater spricht, der sich in väterlicher Zuwendung um alle Geschöpfe sorgt.
Die Beschäftigung mit der Enzyklika und das Betrachten der Heiligen Schrift können zu einer tieferen Sicht der Bewahrung der Schöpfung führen, helfen, das eigene Verhalten im Schöpfungswerk Gottes zu hinterfragen, als Kolpingsfamilie Ideen und Projekte zu entwickeln, die einen Beitrag leisten zur „ökologischen Umkehr“. Franziskus macht uns Hoffnung, dass es gelingen kann, mit „christlicher Spiritualität“ und einem „anderen Verständnis von Lebensqualität“ einen Beitrag zu leisten, dem „gemeinsamen Haus“ eine Zukunft zugeben. Er verwendet Begriffe, die helfen können, konkrete Schritte zu unternehmen: „Genügsamkeit“ statt ungezügeltem „Konsum“, „Demut“ statt Maßlosigkeit, „Friede“, der mehr ist als das Nichtvorhandensein von Krieg, „Liebe im zivilen und politischen Bereich“ im Sinne einer universalen Geschwisterlichkeit.
Vor diesem Hintergrund lassen sich aus Sicht des BFA konkrete Handlungsfelder ableiten, um eine Beitrag zu leisten zur Bewahrung der Schöpfung im Sinne einer ganzheitlichen Ökologie, beispielsweise:
- Minderung der Folgen des Klimawandels durch Änderung unseres Konsumverhaltens und ungezügelter Mobilität.
- Vermeidung weiterer Zerstörung der Böden und wertvoller Ökosysteme durch Verzicht auf weltweit importierte Luxus-und Konsumgüter.
- Schutz der wertvollen Ressource Wasser durch Vermeidung von Schadstoffeinträgen, Vermeidung von Plastikmüll in den Weltmeeren, Vermeidung intensiver Landwirtschaft in Trockengebieten zur Versorgung der Weltmärkte, Vermeidung von Raubbau in Land- und Forstwirtschaft. Hunger und Wasserkrisen besonders in Entwicklungsländern sind oft Folge unseres Konsumverhaltens. Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Lebensrecht und darf nicht den Gesetzen des Marktes unterworfen werden.
- Drastische Reduzierung des Energieverbrauchs in den Industrieländern. Nach wie vor verbrauchen 20 Prozent der Weltbevölkerung in den Industrieländern 75 Prozent aller Weltressourcen an Rohstoffen und 80 Prozent der gesamten Energie.
- Der Anbau von Nahrungsmitteln muss sich nicht an den Bedürfnissen einer übersättigten Luxusgesellschaft mit industrieller Massenproduktion und zu jeder Jahreszeit verfügbaren Produkten orientieren, sondern an dem Menschenrecht auf ausreichende, gesunde Ernährung in allen Teilen der Welt.
- Aus unserem christlichen Grundverständnis heraus ergibt sich die Verpflichtung, für eine gerechte Welt einzutreten, die jedem Geschöpf Gottes ein Recht auf würdevolles Leben einräumt, Lebensräume schützt und dem Menschen Nahrung, gerechtes Eigentum und menschenwürdige Arbeit sichert.
Als Bundesfachausschuss möchten wir alle Kolpingsfamilien ermutigen, sich ihrer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung zu stellen und Ideen, Maßnahmen und Projekte auf den Weg zu bringen aus Sorge für das gemeinsame Haus.
"KOLPING sieht sich in der Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung. Deshalb setzen wir uns dafür ein, die Lebensgrundlagen in der Einen Welt nachhaltig zu sichern. Die Verantwortung des Einzelnen zeigt sich im täglichen Umgang mit den Gütern der Natur."
Ziffer 91 Leitbild des Kolpingwerkes Deutschland
Kontakt
Klaus Bechtold
Beauftragter des Diözesanverbandes Hildesheim für das Handlungsfeld "Bewahrung der Schöpfung"
E-Mail: kbechtold[at]bescon.de
Bewahrung der Schöpfung – Was können wir tun?
Wir wollen uns gemäß Ziffer 93 unseres Leitbildes für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Aber was können wir konkret tun? Im Diözesanverband Hildesheim gibt es einen Arbeitskreis der Ideen entwickelt und Kolpingsfamilien zum Engagement ermutigt.
Von Klaus Bechtold
In der Diözesanversammlung des Kolping-Diözesanverbandes Hildesheim im Jahre 2014 wurde ich zum Beauftragten für das Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung“ gewählt. Meine Motivation, mich für dieses Amt zu bewerben, war ganz einfach: Wir alle sind als Menschen, Christen und Kolpinggeschwister dafür verantwortlich, die Erde und somit die Schöpfung Gottes für unsere Kinder, Enkelkinder und deren Nachfahren zu bewahren, damit auch sie eine lebenswerte Zukunft haben. Und damit fängt die Bewahrung der Schöpfung bei jedem Menschen selbst an, und keiner kann sich aus der Verantwortung stehlen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Unsere Nachkommen könnten sonst in ein- oder zweihundert Jahren unserer heutigen Generation ein katastrophales Zeugnis ausstellen mit der Aussage: „Zwischen 1950 und 2050 lebten Menschen, die unsere heutige Lebensgrundlage weitgehend zerstörten!“ Dies darf nicht geschehen! Deshalb müssen wir uns heute gegen Ressourcenmissbrauch wehren und uns durch Aufklärung und Bewusstseinsbildung engagiert für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.
So haben wir für das Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung“ bereits im Sommer 2014 in der Diözese Hildesheim den Arbeitskreis „Bewahrung der Schöpfung“ ins Leben gerufen, der sich regelmäßig trifft, um Aktionen vorzubereiten und als Informationsplattform interessierte Kolpingmitglieder, Kolpingsfamilien und Bezirke zu unterstützen. Jeder, der sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzten möchte, ist in dem offenen Arbeitskreis herzlich willkommen. In der ersten Sitzung im November 2014 einigte man sich im Arbeitskreis auf fünf Themenfelder, die mit Priorität bearbeitet werden sollten:
Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung
Bewahrung der Schöpfung beginnt bei mir selbst. Bewahrung der Schöpfung heißt für jeden einzelnen Menschen, in körperlicher, geistiger und geistlicher Balance zu leben und achtsam mit der Schöpfung umzugehen. Dies fordert Jesus in seinem Satz: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Wer sich selbst annimmt, wird auch das Engagement für den Nächsten annehmen. Deshalb sind für uns Fragen zu beantworten wie:
- Habe ich Respekt vor der Schöpfung?
- Haben wir nur eine Welt?
- Lebe ich sinnvoll?
- Suche ich die innere Ruhe und Gelassenheit?
- Welcher Mensch ist mir der Nächste?
- Wohnt mein Geist in einem gesunden Körper?
- Bewahren wir die persönliche Unversehrtheit?
- Sind wir auf dem Weg zur Individualgesellschaft?
- Nehmen wir uns Zeit, die Umwelt wahrzunehmen?
- Machen wir schon Kinder darauf aufmerksam, die Schöpfung zu bewahren?
- Welche Erde gönne ich meinen Enkeln?
- Haben wir die gleichen Lebensbedingungen und den gleichen Lebensstandard weltweit?
Konsumverhalten
842 Millionen Männer, Frauen und Kinder leiden an Hunger, während 1,5 Milliarden Menschen übergewichtig sind. Wir sind eine Wegwerfgesellschaft, die nicht nur Ressourcen vergeudet, sondern Müll produziert, der anderen schadet und biologisch kaum abbaubar ist. Unser Auftrag als Christ und Mitglied im Internationalen Kolpingwerk ist es, durch unser persönliches Handeln die Schöpfung zu bewahren. Deshalb sind für uns Fragen zu beantworten wie:
- Welchen ökologischen Fußabdruck hinterlasse ich?
- Wie gehe ich mit Plastik in meinem Haushalt um?
- Wie kaufe ich ein?
- Kaufen wir für die Pfarrgemeinden sozial und umweltbewusst ein?
- Vergeude ich Ressourcen?
- Ist Geiz geil?
Nahrung und Ernährung
Wir müssen essen und trinken, um leben zu können. Ohne Wasser kann ein Mensch nur wenige Tage, ohne Nahrung nur wenige Wochen überleben. Bei uns hier in Deutschland sind heute alle Früchte und Gemüsesorten das ganze Jahr über erhältlich. Fleisch ist Grundnahrungsmittel. Es wird produziert und transportiert, um die Nachfrage zufrieden zu stellen, egal was es kostet. Deshalb sind für uns Fragen zu beantworten wie:
- Kaufe ich regionale Produkte?
- Kaufe ich heimische Lebensmittel?
- Welches Obst und Gemüse esse ich zu welcher Jahreszeit?
- Achte ich auf artgerechte Tierhaltung (Fleisch, Eier)?
- Kann ich meinen Fleischkonsum reduzieren?
- Beachte ich das Freitagsgebot?
- Kaufe ich ökologisch ein?
- Packe ich Nahrungsmittel in den Tank?
Mobilität
Mobilität ist die Grundbedingung für eine hohe Lebensqualität. Verkehrsstaus, Parkplatznot, Umweltverschmutzung und steigende Kosten fordern von uns für die Zukunft alternative Beförderungskonzepte. Das Kraftfahrzeug von heute wird in wenigen Jahren Verkehrsmittel von gestern sein. Deshalb sind für uns Fragen zu beantworten wie:
- Nutze ich Fahrgemeinschaften?
- Wie nutze ich mein Auto?
- Habe ich ein Jobticket?
- Wie nutze ich mein Fahrrad?
- Gehe ich zu Fuß?
- Brauche ich ein Fahrrad mit Motor?
- Wohin fliege ich im Urlaub?
- Plane und optimiere ich Wegstrecken?
- Plane ich meine Verkehrsmittel entsprechend der CO2-Abgabe?
Energiemanagement
Alternative Energien wie Sonne, Windkraft und Biomasse müssen die fossilen Brennstoffe ablösen. Franz Alt sagt: „Die Sonne schickt keine Rechnung!“ Damit werden wir den Anstieg von Kohlendioxid in der Atmosphäre stoppen und reduzieren können. Deshalb sind für uns Fragen zu beantworten wie:
- Können wir von 100 Prozent erneuerbaren Energien leben?
- Wie schaden fossile Energien der Umwelt?
- Wie viel Energie verbrauche ich in meinem Haushalt?
- Was weiß ich über Energieeffizienz?
- Wie steht es mit dem Energieverbrauch im Pfarrheim?
- Wie kann ich meinen Energieverbrauch reduzieren?
- Brauche ich zum Händewaschen warmes Wasser?
Wie wollen wir diese herausfordernden Fragen und Aufgaben nun angehen? Wie können wir uns als Kolpingschwester und Kolpingbruder diesen Aufgaben stellen? Dabei geht es niemals um eine Verurteilung Andersdenkender und anders Handelnder, sondern um Beratung, Aufklärung und Vorbildfunktion durch eigenes Handeln. Im Arbeitskreis „Bewahrung der Schöpfung“ haben wir einige Anregungen gesammelt und aufgeschrieben:
- „Und führe mich nicht in Versuchung!“(Mt, Bergpredigt)
- Kehren wir vor der eigenen Türe!
- Informieren wir uns neutral über die Gegebenheiten!
- Beziehen wir Stellung in den Medien!
- Zeigen wir Verbesserungsmöglichkeiten auf!
- Schreiten wir vom Bewusstsein zum Handeln!
- Thematisieren wir dies im Verband!
Bei diesen Themen unterstützt der Arbeitskreis „Bewahrung der Schöpfung“ als Multiplikator Aktionen und Vorträge der örtlichen Kolpingsfamilien und Bezirke. Dabei sollte zur optimalen Koordination mindestens ein Verantwortlicher der örtlichen Kolpingsfamilie dem Arbeitskreis als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Mit dem Thema „Bewahrung der Schöpfung“ ist es möglich, vor Ort Präsenz zu zeigen und die örtliche Kolpingsfamilie in das Bewusstsein der Mitmenschen zu rufen. Wie heißt es so treffend: „Tue Gutes und rede darüber!“ Denn Bewahrung der Schöpfung, das ist praktizierte christliche Nächstenliebe!
Impulse aus dem diözesanen Arbeitskreis für die Kolpingsfamilien
Jedes Jahr legt der Arbeitskreis „Bewahrung der Schöpfung“ ein Jahresthema fest, das in Seminaren mit örtlichen Kolpingsfamilien, in zwei Wochenendseminaren auf Diözesanebene sowie in Präsentationen bei Diözesanversammlungen, Konferenzen und Tagungen mittels geeigneter Medien den interessierten Mitgliedern nahegebracht wird.
Das Jahresthema „Klimawandel – Ursachen und Folgen für uns, unsere Kinder und Enkelkinder“ wurde auf Diözesanebene auf einem Wochenendseminar behandelt, finanziell unterstützt mit Zuschüssen aus dem Topf „Politische Bildung“. Wir informierten und diskutierten über Fragen wie
- Wandel des Klimas
- Schädliche Treibhausgase
- Aufheizen der Atmosphäre
- Abholzen der Regenwälder
- Abschmelzen der Pole
- Verknappung der Rohstoffe
- Erneuerbare Energien
Arbeitsgruppen erstellten Vorschläge, was jeder einzelne dazu beitragen kann, ein Umdenken bzgl. des Verbrauches unserer natürlichen Ressourcen zu minimieren, um Schaden für die nachfolgenden Generationen zu vermeiden.
Für das Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung“ war die Veröffentlichung der Enzyklika „Laudato si‘“ durch Papst Franziskus im Frühjahr 2015 Anstoß, sich mit den in dieser Sozialenzyklika genannten Themen zu befassen. Papst Franziskus nennt in seinem Aufruf zu Beginn von „Laudato si‘“ neun Zentralthemen, die die gesamte Enzyklika durchziehen:
- die enge Beziehung zwischen den Armen und der Anfälligkeit des Planeten
- die Überzeugung, dass in der Welt alles miteinander verbunden ist
- die Kritik am neuen Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik abgeleitet sind
- die Einladung, nach einem anderen Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zusuchen
- der Eigenwert eines jeden Geschöpfes,
- der menschliche Sinn der Ökologie,
- die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher Debatten
- die schwere Verantwortung der internationalen und lokalen Politik
- die Wegwerfkultur und der Vorschlag eines neuen Lebensstils
Um dabei Hilfestellung zu geben, bot das Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung“ ein weiteres Wochenendseminar an mit dem Titel: „Wie schützen wir unser gemeinsames Haus? – Gedanken von Papst Franziskus zur Zukunft unseres Planeten.“
In diesem Seminar befassten wir uns mit Strategien und Maßnahmen für ein klimafreundliches Verhalten. Es war für die Teilnehmer wichtig, die Ursachen für die heutige Klimaerwärmung zu erkennen, um dann klimafreundlicher leben zu können, möglichst ohne auf Lebensqualität verzichten zu müssen. Es ergab sich eine interessante Diskussion, was für mich persönlich als mündiger Christ überhaupt Lebensqualität ist. Eine Briefaktion wurde vorbereitet, um seitens unserer Kolpingsfamilien Groß- und Einzelhandel anzuschreiben zur zukünftigen Reduzierung von Verpackungsmüll, der heute zum größten Teil aus Plastik besteht.
Bei einem weiteren Seminar mit dem Thema „Wir als Wegwerfgesellschaft – Folgen unseres Handelns für die Zukunft unseres gemeinsamen Planeten“ beschäftigten sich die Teilnehmenden mit dem verantwortlichen Gebrauch der von Gott geschenkten Güter. Der ökologische Fußabdruck, den wir durch unser Leben und Handeln hinterlassen, wurde erläutert. Würden alle Menschen auf der Erde so leben wollen wie wir hier in Deutschland, so müsste die Erde 4,3 Mal so groß sein wie sie tatsächlich ist. Ansonsten zerstören wir Ressourcen, die für alle Zeiten und Generationen nach uns verloren sind. Wie werden Flaschen aus unterschiedlichen Materialien hergestellt und welche Auswirkungen hat das verwendete Material auf unsere Gesundheit? Welche Gifte und Nanopartikel befinden sich in unseren Lebensmitteln, Kosmetika und im Trinkwasser, die unsere Gesundheit über kurz oder lang gefährden, unser Immunsystem angreifen und Allergien auslösen können? Welche Auswirkungen hat es für uns, wenn dieses sogenannte Nanoplastik über das Grundwasser, Flüsse und Meere in unsere Nahrungskette gelangt? Fragen, die uns Tag für Tag berühren und deren Auswirkungen wir im wahrsten Sinne des Wortes erleben werden.
Für das Jahr 2017 hat sich das Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung“ für das Jahresthema „Klimafreundlich unterwegs“ entschieden. Wir werden einen Banner-Pilgertag unter dem Thema „Entschleunigung“ organisieren rundum Hildesheim mit Abschlussgottesdienst im Dom. Die Wochenendseminare im Jahr 2017 beschäftigen sich mit Mobilitätsthemen wie „Fortbewegung im alltäglichen Leben“ und „Zukunft des Autos – Autos ohne Zukunft?“
Besonders erfreulich ist, dass der Arbeitskreis „Bewahrung der Schöpfung“ auf seinen drei Sitzungen im Jahr 2016 neue Mitglieder begrüßen konnte, die sich nun auch engagiert für die Bewahrung der Schöpfung in ihren Kolpingsfamilien und Gemeinden einsetzten wollen. So besteht der Arbeitskreis inzwischen aus zwölf Mitgliedern, die sich vor allem folgende Schwerpunkte für ihre Arbeit gesetzt haben:
- Informationsaustausch auf kirchlicher, politischer und verbandlicher Ebene
- Informationsplattform für neue Entwicklungen und Veröffentlichungen sowie deren Auswirkungen auf unser gemeinsames Haus – die Erde
- Planung von Aktionen und Veranstaltungen
- Begleitung der Kolpingsfamilien und Kolpingbezirke bei Interesse am Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung“
- Planung und Vorbereitung der Seminare „Bewahrung der Schöpfung“
- Erarbeiten von Stellungnahmen unseres Verbandes zu Umweltfragen
- Festlegung der jeweiligen Jahresthemen
Alle diese Aktivitäten sind eingebettet in unser Verständnis, Mitglied eines christlichen Sozialverbandes zu sein, der seine Wurzeln tief verankert hat im Alten und im Neuen Testament sowie in den Forderungen unseres Gesellenvaters Adolph Kolping an uns als Kolpingschwester und Kolpingbruder.
Bei Konferenzen war das Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung“ jeweils mit einem Informationsstand präsent, der von den Teilnehmenden der Veranstaltungen rege frequentiert wurde. Intensive Gespräche motivierten Besucher des Standes, sich daraufhin auch für die Seminare des Handlungsfeldes im Ferienparadies Pferdeberg anzumelden und teilzunehmen. Ein Zeichen dafür, dass dieses Thema unsere Mitglieder bewegt. Kernbotschaften des Informationsstandes waren:
- Umweltverschmutzung in der Welt
- Mülldeponien in verschiedenen Ländern
- Afrika als Müllhalde Nr. 1 durch aufgekauften Müll
- Plastik in den Weltmeeren
- Nanoplastik in Kosmetika, Medikamenten und in der Nahrung
- Klimafasten – nicht nur zur Fastenzeit
Um die Kommunikation zwischen Diözesanebene und Kolpingsfamilie effektiv zu gestalten, ist es sinnvoll, dass die Kolpingsfamilien und Bezirke vor Ort einen Ansprechpartner zum Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung benennen. Im Augenblick gibt es nur in wenigen Kolpingsfamilien in der Diözese Hildesheim einen Beauftragten für das Handlungsfeld „Bewahrung der Schöpfung“. Dies ist sicherlich nicht ausreichend für ein Thema, mit dem wir auf allen Ebenen Präsenz zeigen und das Gedankengut Adolph Kolpings in das Bewusstsein der Mitmenschen rufen können. Denn Bewahrung der Schöpfung ist praktizierte christliche Nächstenliebe!
Bild: pixabay.com