Restaurierungspaten gesucht

Wenn unser Verbandsgründer auch manchmal die Feder nachweislich hat hinschmeißen wollen, so ist sein schriftlicher Nachlass eine reiche Fundgrube für unsere Verbandsgeschichte: Von den Rheinischen Volksblättern über die Mitteilungen bis hin zum Volkskalender. Dazu zählen außerdem mehr als 400 Originalbriefe aus der Korrespondenz Adolph Kolpings, ebenso wie biografische Dokumente –  ein wahrer Schatz!

Um die professionelle Restaurierung dieser wertvollen Originale zu finanzieren, suchen wir noch Restaurierungspaten. Ab 100 Euro erhaltet Ihr oder die Beschenkten eine Patenurkunde mit dem Abbild des Originals. Kleine Beiträge helfen ebenfalls. Der Dank ist allen gewiss! Und wir bemühen uns, für Euch das passende Dokument zu finden. Lasst Euch vorab mal von der kleinen Klappen-Auswahl inspirieren. Die Leiterin der Dokumentationsstelle, Marion Plötz, berät Euch gerne. Tel. (0221) 20701-141, E-Mail: marion.ploetz[at]kolping.de

Die Kontoverbindung für die Spende:

Kolpingwerk Deutschland
IBAN-Nr. DE18 3705 0299 0000 1249 28
Stichwort: "Patenschaft. Originaldokumente Kolping"


Wie sollte ein Baudenkmal im 19. Jahrhundert aussehen: Schlicht oder kontrastreich? Steinfarben oder vielfarbig? Flächig-monumental oder farbig abgesetzt? Ob Adolph Kolping sich mit diesen kunsthistorischen Fragen seiner Zeit beschäftigt hat, ist nicht belegt. Fest steht, dass er sich als Rektor der Kölner Minoritenkirche die Reparatur des Mittelschiffes mit der farbigen Ausgestaltung etwas kosten ließ – gleich 1.000 Taler mehr als veranschlagt. In einem Originaldokument zeigt sich das künstlerische Bekenntnis unseres Verbandsgründers zur Farbe. Es ist ein weiteres Puzzlestück in diesem „Farbstreit“, der auch heute in der Denkmalpflege eine bedeutende Rolle spielt. 

Ein volles Coupé, eine Seefahrt unter französischen Pilgergesängen und dann der Ewigen Stadt „per Dampf zugeflogen“ – das ist der Beginn einer langersehnten Romreise unseres Verbandsgründers mit den Wegestationen Paris, Lyon, Marseille und Civitavecchia. Mitten in diesem Quell katholischen Lebens endlich angekommen, wird Kolpings Herz weiter. Er staunt, genießt und ist einfach nur glücklich: Unzählige Sehenswürdigkeiten, die Hitze erträglich und der Heilige Vater eine wunderbare Erscheinung. „Es gibt doch nur ein Rom in der Welt!“, frohlockt Adolph Kolping. 

Diese unmittelbare Impression, festgehalten einen Tag nach seiner Ankunft in einem Brief an seine schwesterliche Freundin Antonie Mittweg, bildet den Auftakt für einen mehrteiligen Reisebericht in den Rheinischen Volksblättern. Doch der Charme der authentischen Frische liegt gerade in diesem Dokument.

Gemütlich, ernst, heiter, alles durcheinander. Freund Michels in rosigster Laune, der Herr Oberbürgermeister ganz bewegt und ergriffen. An Lebehochs und ausgetrunkenen Gläsern war auch kein Mangel. Hunderte nahmen an diesem Festmahl zu Ehren von Adolph Kolping in Köln teil. Und auch die Kirche war voll. Der Grund: Das päpstliche Messgewand – ein unerwartetes Geschenk des Heiligen Vaters bei der Audienz Kolpings in Rom, das die Kölner ganz „frappierte“. Diese lebhafte Szene aus der Feder unseres Verbandsgründers weckt in der Corona-Krise Vorfreude auf die „Rosenzeit der Ehren und Freuden“.

Heute Corona – damals „muss es so etwas wie die Grippe sein, woran hier viele Leute leiden“, schreibt Adolph Kolping im März 1865 an Ernst Mittweg. Auch Kolping hat es erwischt. Seit Wochen ist ihm „nicht ganz wohl gewesen“. Deswegen musste er den Besuch bei seinem Freund in Neuwied aufschieben. Umso mehr hofft Kolping auf besseres, wärmeres Wetter, „um sich wieder ordentlich in der frischen Luft zu ergehen, dann wird‘s wohl wiederkommen.“ Dieser Brief scheint aktueller denn je. Die stille Hoffnung unseres Verbandsgründers teilen wir gleichermaßen.

Eine sommerliche Szenerie weckt Sehnsüchte: Nach der Ferne, nach der „guten alten Zeit“ […] Ein Wegekreuz, ein wandernder Geselle mit seinem Knotenstock und ein Bauer mit Getreidebündeln und seinem Kind zieren den Velinbogen. Respektvoll ziehen sie ihre Hüte zum Gruße. Dieses Idyll scheint nicht uneigennützig ausgewählt worden zu sein. Schließlich erhofft sich der Verfasser des Briefes von Adolph Kolping Hilfe bei der Suche nach einem katholischen Direktor für die Papierfabrik seines Freundes in der Schweiz. Im Gegenzug verspricht der Verfasser die Unterstützung des katholischen Gesellenvereins.

„Gefällt Ihnen so ein bisschen Grusel und Graus, natürlich in der Sofaecke und in der Phantasie?“, fragt Adolph Kolping schelmisch. Gemeint sind die Zuchthausgeschichten von Joseph Matthias Hägele, „ein Stück Wildnis voll Gestrüpp und Dornen“. Oder doch lieber Trautmanns Gute alte Zeit? Sozusagen für „dazwischen“. Denn der Nachsommer von Adalbert Stifter ist Kolpings Meinung nach eher ein „wohlgepflegter Zier- und Blumengarten“. Eine Alternative sei noch Trautmanns Nöckerlein, ein Roman über einen Glücksritter aus alter Zeit. Bei so vielen Buchempfehlungen muss Antonie Mittweg die Wahl schwergefallen sein. 

„Die schöne Rose blüht wieder prächtig im Garten an dem hellen Sonnenschein. Schade, daß ich sie Ihnen nicht darbieten kann, damit Sie sich an ihrem Duft erfreuen.“ Adolph Kolping bedenkt Antonie Mittweg stets mit Blühendem. Saisonal: Mal sind es Veilchen, mal sind es Rosen – und was der Garten des Gesellenhauses in der Kölner Breitestraße sonst noch hergibt. Auch von Trauben und Birnen ist in seinem reichen schriftlichen Nachlass die Rede. Schließlich will er seine kranke Freundin ermuntern und ihr mit seinen Gebeten Mut machen.


Advent 1859: Kölner Breitestraße 118, jeden Abend um 9 Uhr, 14 Tage lang genau das Gleiche. Was war da los?

Die Teilnehmerzahl ist groß. Tüchtige Handwerksgesellen sind es, die die von einem Jesuitenpater abgehaltenen Exerzitien im Kölner Gesellenhaus ausüben. Die Hoffnungen Adolph Kolpings erfüllen sich: Die Exerzitien haben vortrefflich gewirkt – und er ist glücklich. „Lange habe ich keine so fröhliche Weihnacht gehabt wie diese letzte“, berichtet er dem Wiener Domprediger Gruscha nebenbei in seinem Brief zum Jahreswechsel 1859/1860.

Ein vortreffliches Zeugnis dessen, dass es auch anders geht, ohne Schnick-Schnack, ohne Glitzer, einfach zur Besinnung kommen. Die Begegnung mit Gott suchen und sich umso mehr auf das Weihnachtsfest freuen. 


"Wenn's nur über Tage bisweilen nicht auch hier gar so heiß wäre", stöhnt Adolph Kolping im Sommer 1865. Für Erfrischung sorgt ein kühles Bad in der See. Doch ist das Meer nicht mehr?

Regelmäßig fährt Adolph Kolping im Sommer zur See nach Ostende in Belgien. Es ist "immer dasselbe und immer gleich groß und gewaltig, immer erfrischend und neu belebend", schreibt er seiner schwesterlichen Freundin Antonie Mittweg 1864. Zugleich erhofft er sich Heilung: "Gebe nur der liebe Gott, dass das wohltätige Meer auch diesmal an mir seine Heilkraft bewährt und mich froher gemut macht, als ich die Zeit her war."

In sieben in unserem Bestand befindlichen Urlaubsbriefen erfahren wir, was unseren Verbandsgründer in Ostende bewegt hat.


Das geliebte Rheinland. Doch einmal Heimat, immer Heimat? Selbst Adolph Kolping zweifelt daran. Warum?

1859 – Ein Schreckgespenst geht um. Der österreichisch-französische Krieg um die Einigungsbewegung der Italiener ist ausgebrochen. Der Ausgang ist ungewiss. Ein Übergreifen der französischen Truppen auf das Rheinland kann nicht ausgeschlossen werden. Ein Horror für Kolping. „Dann gehe ich über den Rhein und suche mir eine andere Heimat“, schreibt Kolping allen Ernstes. Umso mehr sehnt der ultramontane Rheinländer den Sieg der katholischen Schutzmacht Österreichs herbei - und macht mobil, ganz auf seine Art. Die „Rheinischen Volksblätter“ sollen im Kampf um die öffentliche Meinung als Plattform dienen, Feldpostbriefe von österreichischen Vereinsmitgliedern die Herzen der katholischen Leserschaft am Rhein erweichen.

Die Geschehnisse bewegen unseren Verbandsgründer so sehr, dass er in vier Originalbriefen den zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieg vom Anfang bis zum Ende kommentiert. Mal herb, mal derb. 


Karneval: Daran scheiden sich die Geister. Daumen hoch, Daumen runter. Karnevalsjeck oder Karnevalsmuffel, das ist auch bei Kolping die Frage.

Zwei Originalbriefe verraten uns beiläufig das Verhältnis von Kolping zum Karneval. Und ehrlich gesagt, es sieht nicht Bestens aus. Da ist die Rede vom „widerwärtigen Fasching“ und „vom wüsten Lärm, der fast krank macht“. „Am liebsten wäre er zur Stadt hinausgelaufen“, schreibt Kolping 1861 an Antonie Mittweg. Ein Jahr später fallen die Töne milder aus. Vielleicht lag es ja daran, dass es „ungewöhnlich anständig auf den Straßen geblieben“ war.


Ein Vermerk auf der Predigt von Adolph Kolping zu Mariä Lichtmess gibt Rätsel auf. Was steht auf dem Manuskript, und was hat es zu bedeuten?

Es ist nicht zu übersehen: Leuchtend blau glänzt der Vermerk auf dem Büttenpapier; „gebraucht 1909“ ist am linken Rand in großen Lettern zu lesen. Zimperlich war der Bearbeiter gewiss nicht. Was heute für Kopfschütteln sorgt, wirft immerhin interessante Fragen zur Werkgeschichte auf. Welche Bewandtnis hat die Randbemerkung? Steht sie gar im Zusammenhang mit dem Seligsprechungsprozess, der vom Wiener Erzbischof Gruscha 1906 angeregt in den späten 1920er-Jahren nachweislich an Fahrt gewann?

Wenn die Frage vielleicht auch niemals beantwortet werden kann, so erstrahlt das restaurierte und gereinigte Original auch vor dem alten Sprichwort „Lichtmess verlängert den Tag um eine Stunde für Menschen wie für Hunde“ in einem besonders freudigen Licht. 


Adolph Kolping, die Heiligen Drei Könige und die Extrawünsche einer Marquise... Was hat es damit auf sich?

Strenggläubig war sie, die Marquise von Castellane und vielleicht auch ohne Zeitgefühl. Denn sie bittet kurz vor knapp ihren Schwiegersohn, Anton Fürst von Radziwill, ein gutes Wort bei Kolping einzulegen für die Vermittlung einer neuntägigen Andacht zu den Heiligen Drei Königen im Kölner Dom. Ob das noch rechtzeitig gelang, oder sie zumindest im Juli 1864 an der 700-Jahr-Feier zur Ankunft der Gebeine in Köln teilnehmen konnte, wer weiß.  

Gewiss sind hingegen die weitreichenden Kontakte unseres Verbandsgründers zu hochrangigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bis hin zum Adel. Dieser Originalbrief ist ein Beweis dafür. 


Ein Geschäftsbrief an Adolph Kolping verrät es. Kolping hatte eine größere Bestellung aufgegeben. Doch wisst Ihr zu welchem Anlass?

Ganze 57 Fässer Wein hatte Kolping zum Advent bestellt, wie aus einem Schreiben des Koblenzer Weinhändlers an Adolph Kolping vom 22. November 1860 hervorgeht. Der Transport mit dem Rheindampfer nach Köln gewährte eine schnelle Lieferung – und die Tipps zur Lagerung einen edlen Genuss.

Der gelochte Originalbrief war in einem schlechten Zustand und geradezu bemitleidenswert: Das blaue Büttenpapier hatte Risse, Fehlstellen, Vergilbungen und ist durch die Klebestreifen bereits glasig geworden.


Wer kennt das nicht? Nichts läuft wie geplant. Auch Kolping ist frustriert und macht seinem Ärger so richtig Luft.

"Er könne fast einschrumpfen oder auch ganz bissig werden vor Unmut, Zorn, Müdigkeit, wenn er da sitze und schwitze Tag für Tag über Politik und Gott weiß was alles.“ Mit seinem Volkskalender kommt er auch nicht so recht weiter. „Halbgelähmt im Kopf“ sehnt er sich in dieser Schaffenskrise nach frischer Luft und Ermunterung durch seine schwesterliche Freundin Antonie Mittweg und ihre Kinder.

Dieses gefühlsgewaltige Zeugnis eines Menschenkindes, wie Kolping sich hier selbst bezeichnet, sucht noch Restaurierungspaten. 


Ein Bild von unserem Vereinspatron und Kaiser. Natürlich durfte auch Adolph Kolping als Zierrat nicht fehlen. Ein Gemälde in Gold sollte es sein. Wo gab es denn so etwas?

Ganz richtig: In Österreich! Und zwar im gerade hergerichteten Vereinslokal des jungen Wiener Gesellenvereins. Das schreibt Anton Gruscha, der Vereinsgründer und spätere Wiener Erzbischof, an Adolph Kolping am 19. Oktober 1852.


Im Januar ist es wieder so weit: Die Kolpingsfamilien erhalten die Urkunden zur Auszeichnung langjähriger Mitglieder. Ihre Treue zu Kolping und seinem Werk verdient Respekt. Denn nur mit ihrer vielfältigen Unterstützung  und ihrem Engagement war und ist die Umsetzung unserer Verbandsziele im Geiste Adolph Kolpings möglich. Diesen Verdienst möchtest Du besonders würdigen? Vielleicht mit  einer Restaurierungspatenschaft, zum Beispiel über die 10-seitige Predigt von Adolph Kolping zu Maria Lichtmess auf Büttenpapier


1860/61, was für ein Jahreswechsel: "Heute schwimmt Köln in Schneewasser und unendlichem Schmutz", klagt Kolping. Das schon seit Tagen anhaltende Unwetter hatte ungeahnte Folgen.

Die Post konnte tagelang nicht zugestellt werden, es war selbst „rein unmöglich ohne hohe Stiefel oder Wagen auch nur die Kirche zu erreichen“, so Kolping. Er wurde auf die Geduldsprobe gestellt. Doch pünktlich zu Silvester erreicht ihn dann die langersehnte Nachricht von Ernst Mittweg. Die Tage des Bangens waren vorbei. Seine kranke Freundin Antonie Mittweg war auf dem Weg der Genesung; die Gebete erhört. Noch am gleichen Abend antwortete der treue Freund. Und dabei ist ein eindrucksvolles Freundschaftsbekenntnis unseres Verbandsgründers entstanden.


Möchtest Du für den Erhalt der Weihnachtskorrespondenz von Adolph Kolping spenden? Suchst Du noch ein Weihnachtsgeschenk für Deine Lieben? Vielleicht etwas mit "Zange, Stemm- oder Feuereisen"?  Dieses Brachialgerät empfiehlt Kolping zum Öffnen seiner liebevoll verpackten Weihnachtssendung. Zugenagelt und geradezu verplombt muss das Kistchen nach Neuwied gegangen sein. Für seine Freunde, der Familie Mittweg, sollte es eine besondere Freude werden. Alles wurde sorgfältig ausgewählt – schließlich wollte ihm „das gewöhnliche Gerümpel doch nicht behagen“ – und jedes Geschenk separat verpackt. Fein säuberlich verstaute er die einzelnen Schachteln in dem Kistchen. Das ganze wurde noch mit Zahlen und Zeichen versehen; Kolping war in seinem Element, wie man in dem Originalbrief an Antonie Mittweg vom 20. Dezember 1861 nachlesen kann. 


Gab es das schon – blaues Papier im 19. Jahrhundert? Jetzt Pate werden für einen "blauen Brief"!
Gelegentlich schrieben Adolph Kolping oder seine Korrespondenzpartner auf blauem Papier. Ein „blauer Brief“ unseres Verbandsgründers hat bereits einen Restaurierungspaten. Weitere Dokumente in diesem Farbton warten allerdings noch auf Paten, zum Beispiel Kolpings Gedicht „Zur Erinnerung“ oder der Brief über eine Spende für die Minoritenkirche aus dem Jahre 1865. 


Die rot-braune Schrift ist schon leicht verblichen, doch die geschwungenen Lettern sind noch immer bestens zu entziffern. „Die schöne Rose blüht wieder prächtig im Garten an dem hellen Sonnenschein. Schade, daß ich sie Ihnen nicht darbieten kann, damit Sie sich an ihrem Duft erfreuen können“, fügt Adolph Kolping dem Schreiben an Antonie Mittweg hinzu. Des Öfteren bedenkt unser Verbandsgründer seine schwesterliche Freundin mit Blühendem. Saisonal: Mal sind es Veilchen, mal sind es Rosen – und was der Garten des Gesellenhauses in der Kölner Breite Straße sonst noch hergibt. Auch von Trauben und Birnen ist in seinem reichen schriftlichen Nachlass die Rede. Schließlich will er mit des Garten Freuden die kranke Antonie ermuntern und ihr mit seinen Gebeten Mut machen.

Das dünne Velinpapier ist abgerissen – links, rechts, oben. Es klafft eine große Lücke. Der Großteil des Textes fehlt, ebenso die Unterschrift. Und doch erkennt man die Signatur Adolph Kolpings. Seine Schrift sowie die tiefe Dankbarkeit und Verbundenheit zu Kerpen und seinem Förderer Pfarrer Lauffs lassen sich auf dem restlich verbleibenden unteren linken Teil des zum Jahreswechsel entstandenen Schriftstückes noch herauslesen. Was wohl auf dem ganzen Brief stand? Bei der Frage schwingt die stille Hoffnung mit, doch noch irgendwo das passende Gegenstück zu finden. Umso wichtiger ist es dieses Zeugnis zu erhalten, ist es doch zugleich eine der wenigen Überlieferungen mit Bezug zu Kolpings Heimat.

„Hängen Sie die Dinger nicht nah zusammen, sie passen nicht wegen verschiedener Größe“, rät Adolph Kolping 1860 und fährt fort: „Auch nehmen Sie sich in Acht, dass Sie das Vergoldete nicht mit den bloßen Fingern berühren, weil es sonst fleckig wird“. Diese gut gemeinten Tipps kommen von Herzen, schließlich will er Antonie Mittweg mit seinem Nikolausgeschenk beglücken. Ob „die niedlichen Dinger“, was Kolping auch immer damit meinte, das bekannte Leuchten in Antonies Augen gezaubert haben, bleibt im Dunkeln. Gewiss ist hingegen seine eigene Freude beim Beschenken seiner schwesterlichen Freundin.

Er ziert sich, er zaudert und hadert mit seinem Aussehen. Und doch: Für einen guten Zweck hält Adolph Kolping sein Gesicht hin. Wortwörtlich! Er entschließt sich Ende 1855, sein Porträt in Stahl stechen zu lassen. Aus dem Erlös soll den „braven Elberfeldern Vereinsbrüdern eine Hütte gebaut werden“, schreibt Kolping weiter. Die Assoziation mit dem heutigen Merchandising liegt nahe. 1859 kann dann tatsächlich ein Haus gekauft werden. Im Gegenzug verlangt Kolping „stets und überall recht wackere und tüchtige Mitglieder, die mit ihrem frohen, frommen Sinn Gott und den Menschen Freude machen. 

Wie erwartet: Der zweite italienische Unabhängigkeitskrieg ist ausgebrochen, genau vor 160 Jahren. Und Adolph Kolping ergreift eindeutig Partei für die katholische Schutzmacht Österreich; er fiebert mit: „Nun waffne Gott Österreich mit Heldenstärke, damit es den Drachen der Revolution zerschmettere!“, proklamiert er. Dazu mischt sich die persönliche Sorge um ein Übergreifen der mit dem Königreich Sardinien-Piemont verbündeten französischen Truppen auf das Rheinland. Dass Kolping in dieser Situation mit „ordentlicher Pläsier“, wie er selber schreibt, publizistisch gegenhalten muss, versteht sich für den ultramontanen Rheinländer fast von selbst.

1861, kurz vor Nikolaus. Die Wahlschlacht tobt. Kolping trifft Vorbereitungen, schließlich geht es um die Kandidatur seines Freundes Ernst Mittweg als Abgeordneter zum Preußischen Landtag. Muss er ihn trösten oder darf er gratulieren? Für beide Fälle ist gesorgt. Ein Korb mit Wein ist bereits im Versand. Ehefrau Antonie muss den edlen Tropfen nur noch servieren – und natürlich auch zu Kolpings bevorstehendem Geburtstag anstoßen. Das wünscht sich Kolping zu Ehren der Freundschaft in dem abgebildeten Originalbrief an seine schwesterliche Freundin.

Jetzt aber: Schlagt zu! Einige Originaldokumente unseres Verbandsgründers mit den Signaturen A 1 bis A 100 warten noch auf eine Restaurierungspatenschaft. Alles ist dabei: von einer Ausreisegenehmigung, über Brieffragmente bis hin zum Übernachtungsbeleg für Adolph Kolping. Auch Dokumente von Franz Xaver Dieringer, Ignaz von Döllinger und anderen Förderern Kolpings lassen aufhorchen. Als Kolping- und Kunstliebhaber kann man mit einer Restaurierungspatenschaft nichts verkehrt machen. Selbst das Schreiben von Kolping an einen Unbekannten hat Charme – und die an ihn persönlich gerichteten Briefe sind selbstverständlich von hohem historischen Wert.

Kolpingsfamilien ehren am Josef-Schutzfest häufig langjährige und verdiente Mitglieder. Dazu gibt es oft anerkennende Geschenke. Die Patenurkunde zur Restaurierung eines Originalbriefes von Adolph Kolping könnte eine Überraschung sein. Dass der heilige Josef Schutzpatron des Gesellenvereins war, ist bekannt. Dass anlässlich des Patronatstages bereits zu Lebzeiten des Verbandsgründers ein Fest gefeiert wurde, geht nur aus einem Originalbrief Adolph Kolpings aus dem Jahr 1861 hervor, der dringend restauriert werden muss. Dabei handelt es sich wegen des Inhalts um ein einmaliges Dokument.

Er gibt sich Mühe, kindgerecht sollte es sein: Große Lettern, saubere Schrift, einfache Sprache. Das fällt sofort auf beim Anblick des Briefes von Adolph Kolping an Mariechen, das siebenjährige Töchterchen von Antonie Mittweg. Sie war sein Lieblingskind. Er sorgte sich um ihre schwachen Augen, ließ sie immer wieder grüßen und mit sechs Jahren gar von Edward von Steinle porträtieren. Umso mehr freute sich „Onkel Kolping“ über das kleine Christusbild, das Mariechen ihm 1862 zu Weihnachten geschenkt hatte. Der abgebildete Brief gibt davon Kunde.

Eine freudige Nachricht für Kolping im Sommer 1865: Der Bischof von Münster spendet für die Restaurierung der Minoritenkirche. Dieser Lichtblick im Dschungel der Sorgen um den Erhalt des geistigen Zentrums des Katholischen Gesellenvereins, wirft heute – im übertragenen Sinne – seine Schatten auf das Dokument: Die Verbräunung am Rand ist ein klassischer Lichtschaden; sie macht das Papier spröde und rissig. Der nachgewiesene saure pH-Wert von 4,5 verstärkt den Abbauprozess der Zellulose im Papier.

Wir wissen es alle: Adolph Kolping war sehr fromm und ein Menschenfreund. Das ist in zahlreichen Dokumenten verbrieft. Und der Kölner Weihbischof Anton Friedrich Baudri gibt darauf, wortwörtlich, Brief und Siegel; er empfiehlt Kolping gerade aufgrund dieser Eigenschaften. Dieses außergewöhnliche, in Latein verfasste Original vom 11. Juli 1865 mit dem schönen Oblatensiegel – ein Siegel aus Papier mit sternförmiger Papierdecke und Prägung – muss restauriert werden.

„Dein Röschen hobst du aus der Not, jetzt dankt für‘s überstanden Leid dir jener, der dies Bild dir weiht“, dichtet Kolping Weihnachten 1861 zu Ehren der Mutter Gottes. Gewidmet ist das Lied einer von einer schweren Krankheit Geheilten, vermutlich seiner schwesterlichen Freundin Antonie Mittweg. Dieses rührende Original wurde nachträglich gefaltet, die Falz verklebt und die zweite Seite komplett auf schwarze Pappe geklebt. Dies zersetzt aber das Papier, und die Restaurierung ist unumgänglich.

Was so ein schlichter Brief doch alles hergibt. Auf gerade mal einem Blatt Papier kündigt Kolping im April 1863 seinen Besuch bei seinem Freund und Mitstreiter Präses Georg Mayr in München an. Von dort wollte er noch vor Pfingsten nach Kempten, um an der Feier des Gesellenvereins teilzunehmen. Das endgültige Ziel seiner Reise war Luzern in der Schweiz. Geradezu mit dem Finger auf der Landkarte können wir seine gesamte Reiseroute nachzeichnen. Doch nicht nur das: Wir sehen auch die mitfühlende Seite von Kolping für einen armen Lehrling aus Köln. Kolping gibt Regieanweisungen, wie diesem geholfen werden soll. Dabei fällt auch der Name einer Frau Wunderlich.

Anderen eine Freude machen, nicht nur zu Weihnachten – das schreibt auch Kolping an seine schwesterliche Freundin Antonie Mittweg im Januar 1862: „Habe ich doch nun wieder die Gelegenheit, Ihnen eine von jenen kleinen Aufmerksamkeiten zu erweisen, die erfreuen, ohne aufzuregen, und so wohltätig für beide Teile den alltäglichen Gang des Lebens unterbrechen. Die kleinen Freuden, welche uns recht zugetane Herzen erweisen, die an sich geringfügigen Beweise treuer Freundschaft und aufrichtigen Wohlwollens sind uns wohltätig und kommen darum nie zu oft. Ja, man sollte geflissentlich die Gelegenheit teilen, soviel es nur anginge, um recht oft dem guten Herzen etwas zu tun zu machen und irgendeine Freude zu bereiten. Das erfrischt und belebt das Leben mehr, als wenn wir alles auf einen Tag und eine einzelne Gelegenheit versparen.“ Neben dieser bemerkenswerten Schrift müssen noch 14 weitere „Weihnachtsbriefe“ unseres Verbandsgründers restauriert werden.

Man sieht es nicht, man riecht es nicht und dennoch ist es schädlich: Die Säure im Papier. Sie zersetzt langsam aber sicher das Blatt. Aber wie kommt sie da rein? Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden bei der industriellen Papierherstellung zunehmend Holzfasern und Kunstleime verwendet. Diese sind sauer und greifen die Zellulose im Papier an, so auch bei den Schriftstücken unseres Verbandsgründers. Manche Dokumente weisen einen pH-Wert unter vier auf, vergleichbar mit der von Säften, Wein oder saurer Milch. Die betroffenen Originale sind bereits fachgerecht entsäuert worden, so zum Beispiel die Briefe von Kolping an seine Freundin Antonie Mittweg; die Korrespondenz mit dem Wiener „Gesellenkardinal“ Gruscha ist teilweise auch betroffen.

Der erste Amtsnachfolger von Adolph Kolping gründete bereits mit 25 Jahren als Kaplan den Trierer Gesellenverein. Das war 1853. Georg Sebastian Schaeffer berichtete Kolping beizeiten vom Vereinsleben und wies unter anderem ausdrücklich auf die richtige Schreibweise seines Namens hin. Die Briefe des späteren Generalpräses kleben in Prospekthüllen fest, wie festgesogen, und die Blätter sind hauchdünn und rissig. Bloß nicht rausziehen! Dann reißen sie. Die zur Verstärkung angebrachten Klebestreifen an der Ober- und Unterkante der Briefe machen es gewiss nicht leichter. Zudem zersetzen sie das stark verbräunte, saure Papier.

„Ich sitze gar zu bös in der Arbeit drin, und die Zeit wird immer düsterer“, schreibt Kolping 1860 an den Krefelder Präses Iven und überlegt doch gar, zwischen Ostern und Pfingsten die Vereine am Niederrhein zu besuchen. Denn dort scheint es Ungemach zu geben, und Kolping will die Wogen glätten. Ob er dann tatsächlich dort war, lässt sich nicht mit letzter Gewissheit bestimmen. Aber eins ist gewiss: Er mahnte zur Besonnenheit. An dem Beispiel sieht man mal wieder die
Bedeutung eines eher unscheinbaren Dokuments.

Der Kolpingtag ist vorbei und der 150. Todestag unseres Verbandsgründers rückt näher: der 4. Dezember 1865. Doch wie stand es zuvor um den Gesellenvater? Hat er vor seinem Tod gelitten? Sechs erhaltene Telegramme geben uns Auskunft darüber. Sie lesen sich wie ein Verlaufsprotokoll über den Gesundheitszustand von Kolping. Bereits im September 1865 klagte Kolping in einem Brief über seine schlechte Verfassung, und seine Vertrauten schwankten seit dem 30. September 1865 offensichtlich zwischen Hoffen und Bangen. Diese erschütternden Kurzmitteilungen an den Wiener Domprediger Gruscha sollen selbstverständlich der Nachwelt erhalten bleiben. Leider sind alle Telegramme gelocht worden und weisen Alterungsspuren auf.

„G. in W. Piepe einmal, sonst verliere ich die Richtung“, schreibt Adolph Kolping in den Rheinischen Volksblättern 1858. Und Anton Josef Gruscha, der Mitbegründer des Wiener Gesellenvereins und österreichische Zentralpräses, ließ wieder einmal auf sich warten. Doch steter Tropfen höhlt den Stein: Dank der regelmäßigen Ermahnungen von Kolping besitzen wir heute immerhin 18 Briefe von seinem Freund. Das ist umso erfreulicher, blieb doch Gruscha auch als Wiener Erzbischof und Kardinal stets dem Werke Kolpings verbunden. So gründete er bis zur Jahrhundertwende 150 Gesellenvereine in Österreich-Ungarn und regte bereits 1906 die Seligsprechung Kolpings an. Das Konvolut umfasst 58 Originalbriefe von Kolping und Gruscha sowie sechs Telegramme von Vikar Flücken an Gruscha über Kolpings Todeskampf.

Bayern war Adolph Kolping ans Herz gewachsen. Er genoss seine Studienzeit in München und reiste als preußischer Rheinländer immer wieder gerne in das Königreich Bayern. Kein Wunder, dass er eine rege Korrespondenz mit dem Münchener Vereinspräses Georg Mayr führte. Der Verein stand Anfang der 1850-er Jahre noch in den Startlöchern, und so holte sich Mayr gerne Ratschläge bei Kolping. An Klagen fehlte es auch nicht. Gerne gab Kolping seinem Freund Auskunft, forderte aber gleichzeitig Meldung über die Entwicklung der Gesellenvereine in Bayern ein. So rollt sich die bayerische Erfolgsgeschichte vor uns auf, von zahlreichen Vereinsgründungen über den Bau des Münchner Hospizes bis hin zur Audienz der Gesellen bei König Max. Das Konvolut umfasst 22 Originalbriefe von Kolping und Mayr. Dank der Spenden konnten davon bereits sieben Dokumente restauriert werden.

Die im Archiv des Kolpingwerkes Deutschland verwahrten Originalbriefe an Adolph Kolping lesen sich wie ein bunter Strauß an Namen: Papst Pius IX, Prinz Friedrich von Preußen, Fürst Wilhelm Radziwill, Leopold von Spee Wallraf, Döllinger, Gruscha und Vereinsgründer wie Georg Mayr, aber auch weniger bekannte Personen wandten sich an Kolping. Warum sollen diese Briefe restauriert werden? Die Antwort ist ganz einfach: Weil sie wie Puzzlesteinchen Aufschluss über das Leben und Wirken von Kolping geben. Zudem verraten sie viel über den Katholischen Gesellenverein und das 19. Jahrhundert: Hier wurde sich ausgetauscht, Anregungen und Kommentare gegeben, redaktionelle Beiträge eingesandt, Hilfe gesucht, gespendet und vieles mehr. Achtlos in Prospekthüllen gequetscht, beklebt oder einfach der Zahn der Zeit, der an den Dokumenten nagt, machen die Restaurierung notwendig.

Aus Dankbarkeit schenkte Kolping seiner Schwester Catharina Kolping ein Gebetbuch. Dies geht aus der Widmung hervor, die er mit dem Zusatz „Schüler der Untersekunda des katholischen Gymnasiums zu Köln“ unterzeichnete. Das war im März 1839. Dieses Büchlein von 1838 mit dem Titel „Die Nachfolge der Allerseligsten Jungfrau Maria“ wurde unsachgemäß behandelt. Der Buchdeckel wurde mit einer dicken, schwarzen und inzwischen zäh-klebrigen Plastikfolie beklebt. Das sollte das Werk schonen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Kleber hat beim Durchdringen nicht nur hässliche Flecken hinterlassen, sondern schädigt auch das Papier. Nicht weniger schädlich sind die Klebestreifen, mit denen man vergeblich versuchte, die Seiten zusammenzuhalten. Und der rostige Abdruck der Sicherheitsnadel tut dem Papier gewiss auch nicht gut.

„Was machte Kolping zu Weihnachten?“, wird sich schon so mancher von uns gefragt haben. Seine Schriften geben darüber Auskunft: Wenn es sich einrichten ließ, besuchte er die Familie Mittweg in Neuwied, zu der er einen innigen Kontakt pflegte. Gerne machte er dann den Kindern des Hauses kleine Weihnachtsgeschenke. Und wenn er alleine in Köln blieb, erledigte er seine Korrespondenz oder schrieb Gedichte. So ist uns auch sein Gedicht „Zur Weihnacht“ vom 24.12.1861 erhalten geblieben, das, wie viele anderer seiner Poeme, auf schwarzen Karton geklebt wurde. Damit der Papierabbau gestoppt wird und die Schrift leserlich bleibt, muss es von dem Hintergrund gelöst werden.

Im Herbst 1841 reiste Adolph Kolping mit Freunden von München nach Venedig. Auf den mehrwöchigen Fußmärschen passierte er unter anderem Innsbruck, Meran und Verona. Seine Eindrücke notierte er für die Daheimgebliebenen in einem extra für diese Reise angelegten Büchlein. So erfahren wir hautnah seine Wahrnehmung der Landschaft, der Leute und der Kunst. Das 188 Seiten zählende Notizbuch weist erste Spuren von Tintenfraß auf. Dabei zersetzen Säuren der Tinte langsam das Papier; später entstehen an den betroffenen Schriftzügen Löcher, und im Extremfall kann das Papier komplett zerfallen. Je früher es behandelt wird, umso besser.

Wie kein anderer verstand es Adolph Kolping, für den Gesellenverein zu werben. Dabei nutzte er jede Gelegenheit, z.B. auf seinen Reisen und den Katholikentagen. Unermüdlich publizierte er und scheute sich nicht, seine Werke hochgestellten Persönlichkeiten unaufgefordert zu zusenden. So erhielt Prinz Friedrich von Preußen regelmäßig den „Volkskalender“, der sich dafür auch immer brav bei Kolping bedankte. Diese Korrespondenz wurde gelocht und zeigt das übliche Schadensbild: Tintenfraß, Klebestreifen und Risse.

„Anderen Mut gemacht, selbst tapfer vorauf[!]gegangen, und Gott wird helfen!“ Mit diesen Worten ermutigt Adolph Kolping im Jahre 1855 Johan Dirks bei der Gründung des Paderborner Gesellenvereins. Doch die kreuzweise reichlich angebrachten Klebestreifen auf der Innenseite des Briefes drohen die Schrift und das Papier dauerhaft zu schädigen. Das Papier wird abgebaut und die Schrift verblasst immer mehr. Inzwischen ist der Kleber schon komplett auf der Rückseite durchgedrungen, wie man auf den Bildern unschwer erkennen kann.

Der Frühling ist da, die Natur frohlockt, es jauchzet das Herz. Dann noch eine Bergwanderung – was gibt es Schöneres? Dieses Gefühl brachte Adolph Kolping in einem kleinen Gedicht zum Ausdruck. Und noch mehr: die tiefe Ehrfurcht vor der Schöpfung, vor Gott. Wer nun neugierig geworden ist, findet das Gedicht in Band 1 der Adolph-Kolping-Schriften. Dieses Original-Schriftstück ist allerdings restaurierungsbedürftig.

1846 schrieb Adolph Kolping als Vikar in Elberfeld drei Predigten zur Osterzeit auf jeweils drei Doppelblättern in der Größe von ca. 199 x 164 mm. Alle drei Originalmanuskripte zeigen ein ähnliches Schadensbild: Die Seiten sind stark verbräunt, die Falze größtenteils durchgerissen, und die säurehaltige Eisengallustinte droht sich langsam aber sicher ihre Löcher durch das Papier zu fressen. Das sind unvermeidbare Alterungsspuren. Überdies wurden drei Klebepunkte auf der ersten Seite der Predigt zu Christi Himmelfahrt angebracht. Das ist nicht nur unschön, sondern zersetzt auch das Papier. Da hilft nur die fachmännische Entfernung. Zudem müssen die Dokumente gereinigt und chemisch neutralisiert werden.

1853 – Die Neujahrsfeier des Münchner Gesellenvereines muss ein richtiger Kracher gewesen sein, wie der Präses Georg Mayr überschwänglich in seinem Brief an Kolping zu berichten weiß: Es wurden Vorträge gehalten, eine Messe gefeiert und natürlich gesungen; der Bürgermeister und der Polizeidirektor gesellten sich später freudig dazu. Das fand ein positives Echo in der Presse, und der Verein wurde landesweit bekannt. Doch dieses wichtige Dokument unserer Verbandsgeschichte zeigt leider erste Spuren von Tintenfraß. Damit die Säure der Tinte nicht weiter das Papier beschädigt, wurde es kürzlich chemisch neutralisiert.

Wir Kolpinger gratulieren Dir herzlich zum Geburtstag. Darauf hast Du immer wert gelegt. Woher wir das nach 200 Jahren wissen? Natürlich aus Deinen zahlreichen Briefen. So mokierst Du Dich zu Deinem 40. Geburtstag in einem Brief an Deine beste Freundin Antonie Mittweg: „Was mir in etwa auffällt: Kein Mensch in der Welt gratuliert mich heute zum vierzigsten Geburtstage.“ Deshalb wollen wir Dir ein Geschenk machen: Seit genau zwei Jahren sammeln wir Spenden, um den Erhalt Deiner Briefe langfristig zu ermöglichen. Bisher haben wir schon 150 Schriftstücke aus Deinem Leben restaurieren lassen. Das können wir den zahlreichen Spendern verdanken. Weil Du uns aber zum Glück eine umfangreiche Korrespondenz hinterlassen hast, suchen wir noch Restaurierungspaten für Deine Originalschriften. Jede noch so kleine Spende hilft und wird Dich gewiss erfreuen.

Einfach mal eine Zeitung verlegen – das war zu Zeiten Kolpings nicht möglich. Schließlich fürchtete die Obrigkeit Umsturzversuche. Deshalb brauchte man eine behördliche Genehmigung. So schrieb es das Gesetz vor. Zudem musste eine Kaution hinterlegt werden. Dem kam Kolping nach, wie die abgebildete Verkaufskonzession für die „Rheinischen Volksblätter“ vom 19. Februar 1854 belegt. Damit wurde der Grundstock gelegt für unsere Verbandspresse. Dieses eindrucksvolle Original mit dem Siegelder königlich-preußischen Regierung zu Köln und dem Poststempel klebt in einer verlängerten Prospekthülle fest. Deswegen muss sie, wie ähnliche Fälle, restauriert werden.

„Nur wacker und kräftig in Geduld voraus“, so lautet wortgetreu die Devise von Adolph Kolping beim Ausbau des katholischen Gesellenvereins. Das geht aus dem abgebildeten Antwortschreiben von Kolping an den Innsbrucker Vereins- und späteren Tiroler Landespräses Joseph Mayr hervor. Dieser Ratschlag vom 21. Januar 1853 scheint sich bewährt zu haben. Denn bis zum Tode Kolpings im Jahre 1865 wurden weltweit 420 Vereine erfolgreich gegründet. Das vorliegende Originaldokument ist ein bedauerliches Beispiel für den unsachgemäßen und unüberlegten Umgang mit Archivalien. So wurde der linke Rand mit Tesa beidseitig eingefasst. Die anderen Klebestreifen machen den Brief auch nicht besser, so dass er jetzt dringend restauriert werden muss.

„Wir müssen ein eigenes Haus haben“, sagt Kolping in seiner Programmschrift „Für ein Gesellen-Hospitium“ von 1852. Das Haus sollte sowohl Vereinslokal als auch Herberge für die wandernden Gesellen sein. Dazu brauchte er Geld. Mit der Broschüre warb er für Spenden. Noch im gleichen Jahr konnte er das Haus in der Kölner Breite Straße 118 kaufen, und schon im Mai 1853 wurde das erste Gesellenhospitium eröffnet. Den Appell Kolpings befolgend wurden auch anderenorts Gesellenhäuser errichtet. Bereits 1858 gab es schätzungsweise 18 Gesellenhäuser. Heute ist der Begriff „Kolpinghaus“ im Duden aufgenommen. Von der geschichtsträchtigen Schrift ist nur ein Originalexemplar vorhanden. Das Heftchen befindet sich in einem maroden Zustand. Es wird nur noch von einem Packpapierstreifen notdürftig zusammengehalten; die Ecken und die Falz sind ein- bzw. abgerissen. Nun muss der Kleber entfernt, das Papier restauriert und das Heft neu gebunden werden.

Am 20. Oktober 1850 schließen sich die drei ältesten katholischen Gesellenvereine – Elberfeld, Köln und Düsseldorf – zum „Rheinischen Gesellenbund“ zusammen. Schon ein Jahr später soll diese Bezeichnung fallengelassen werden, „um so auch formell die Verbreitung des Vereins im weiteren Vaterlande zu ermöglichen“. So steht es wörtlich im Protokoll der zweiten Generalversammlung des Rheinischen Gesellenbundes vom 9. November 1851. Der neue Name „Katholischer Gesellen-Verein“ passt da natürlich viel besser und wird mit überwiegender Mehrheit angenommen. Für die neu zu errichtenden „Lokal-Vereine“ wird die Bezeichnung „Gesellen-Verein“ vorgeschrieben. Das Protokoll wird eigenhändig unterzeichnet von Vertretern der sechs anwesenden Gesellenvereine, darunter Kolping, Baudri und Breuer. Dieses Schlüsseldokument (vgl. Abb.) unserer Verbandsgeschichte muss restauriert werden.

Am 1. April 1849 trat Adolph Kolping seine Stelle als Domvikar in Köln an. Er muss aber noch oft an den Elberfelder Jünglingsverein gedacht haben; die Idee ließ ihn nicht mehr los und so gründete er bereits am 8. Mai 1849 den Katholischen Gesellenverein in Köln. Fortbildung für ledige Gesellen und die Heranbildung zu tüchtigen Christen waren die zentralen Themen. Das zog die jungen Handwerker an, auch in Zeiten der jungen aufstrebenden Arbeiterbewegung. Anfang Oktober waren es bereits über 120 Mitglieder, wie aus einem Gesuch Kolpings an das Erzbistum Köln hervorgeht. In diesem bat Kolping darum, jeden Sonntag und an Feiertagen Gottesdienste für die Gesellen in der nahgelegenen Kölner Minoritenkirche abhalten zu dürfen. Dieses Dokument, das den Ursprung unserer engen Verbindung mit der Minoritenkirche aufzeigt, muss nun restauriert werden.

Die industrielle Revolution ist dort im vollen Gange. Die Leidtragenden sind die Arbeiter, die Handwerker. In diesem Milieu der Verelendung der Massen tritt Kolping seine Stelle als Kaplan und Religionslehrer an. Er lernt den Lehrer Johann Georg Breuer kennen, der sich mit seinem 1846 gegründeten „Katholischen Jünglingsverein zu Elberfeld“ für die Belange der Handwerker und Lehrlinge einsetzt. Kolping schließt sich dem Verein an und wird 1847 dessen Präses. Das Vereinsmodell bestehend aus Fortbildung, religiöser Erbauung und Geselligkeit lässt ihn nicht mehr los. So propagiert Kolping die Idee in seiner Programmschrift über den Gesellenverein von 1848. Die Denkschrift von Breuer, die Vereinssatzung, das Ein- und Ausgabebuch sowie die Programmschrift und eine Predigt von Kolping über den Verein dürfen wir unser Eigen nennen. Doch Eigentum verpflichtet und so müssen wir die wichtigen Zeitzeugnisse restaurieren lassen.

„Du folge mir nach“ (Mt 9, 9) lautete das Thema seiner ersten Predigt in Kerpen. Damit stellte sich der 31-jährige Kolping mit seinem Priesterbild seiner Heimatgemeinde vor. Das muss kurz nach der lang ersehnten Priesterweihe und dem Erhalt der uns vorliegenden Weiheurkunde im April 1845 gewesen sein. Genau lässt sich die Predigt nicht mehr datieren, da nur die erste Seite erhalten ist. Doch auch schon während der Vorbereitungen auf die Weiheexerzitien hatte Kolping seine Gedanken über seinen zukünftigen Beruf in dem Gedicht „Gedenk mein!“ einfließen lassen. Dieses Dokument ist eines der wenigen Originale aus der Schlussphase seiner langen Ausbildung zum Priester. Für die Restaurierung der Originaldokumente Kolpings, wie z.B. der hier abgebildeten
Weiheurkunde, suchen wir noch Paten.

So spröde wie das stark lichtrandige und inzwischen bröckelnde Papier seiner Bonner Immatrikulationsurkunde vom 3. November 18 42 ist, so trocken muss auch Kolpings Studium dort gewesen sein. Dies spricht Kolping in einem Brief an seinen früheren Münchener Professor Döllinger unverhohlen aus: „Kein einziger Kolleg da […], worin man eine Erfrischung für Geist und Gemüt sich holen könnte. Deshalb sitzen die Zuhörer auch so teilnahmlos da und treiben in der Regel Allotria oder gehen lieber, wenn’s Wetter gut ist, spazieren.“ Doch alles Klagen half nicht; er musste sein Studium an der für seine Heimatdiözese zuständigen Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn fortsetzen. Umso stolzer muss er gewesen sein, als er nach drei Semestern im März 1844 sein vierseitiges Abschlusszeugnis mit den besuchten Vorlesungen in den Händen hielt. Nun war es amtlich: Er war Theologe!

„Der Abschied von München wird mir nahegehen“, so Adolph Kolping in einem Brief an seinen Freund Ferdinand Müller vom 28.7.1842. Zu dem Abschiedsschmerz werden sicherlich Kolpings Kontakte zu den Professoren der katholischen Erneuerungsbewegung um den Kreis von Döllinger und Görres beigetragen haben. Denn er besuchte mit Eifer ihre Vorlesungen. Um sein Studium erfolgreich zu beenden, musste er jedoch zum Wintersemester 1842 an die für seine Heimatdiözese Köln zuständige Universität Bonn wechseln. Hierzu benötigte er ein Abgangs- und Sittenzeugnis, auf dem das Betragen des Studierenden vermerkt wurde. Das Universitätsdirektorium und die Universitätspolizei bestätigten Kolping ein einwandfreies Verhalten, wie auf dem mit Stempeln und Siegel versehenen Sittenzeugnis vom 26.7.1842 nachzulesen ist. Ebenso brauchte Kolping für seine geplante Reise nach Tirol eine Einverständniserklärung der Universität.

Manchmal muss man sich im Leben entscheiden. Ob die Wahl gut oder schlecht war, stellt sich später heraus. So auch bei Adolph Kolping, der seine Entscheidung, in München Theologie zu studieren, nicht bereut hat. Darüber gibt der Brief an seinen Jugendfreund Ferdinand Müller vom 7. Juni 1841 Auskunft: „Vielmehr suchte ich eine gute, katholische Universität, auf der ich mich zu meinem künftigen Berufe tauglich heranbilden könne. Was ich in dieser Hinsicht suchte, habe ich gefunden [...]“ Der Brief wie auch die gesamte Korrespondenz aus seiner Münchner Studienzeit verraten aber noch viel mehr aus seinem Leben, Sachliches wie Intimes, so z. B., dass er in der Münchner Karlvorstadt, Veterinärstraße 2 wohnte, sich nur schwer an das Klima gewöhnen konnte und ihn Sehnsucht nach der Heimat ergriff. Die Briefe Kolpings aus seiner Münchner Studienzeit 1841 bis 1842 sind sehr restaurierungsbedürftig.

Adolph Kolping erhielt unverhofft von Maria Helena Meller, der Tochter eines Gutsbesitzers bei Kerpen, ein Stipendium für ein Theologiestudium. Befreit von finanziellen Sorgen schrieb sich der 27-jährige Kolping kurz nach seinem Abitur 1841 an der Universität München ein. Warum im damaligen Ausland, fernab der Heimat? Zu jener Zeit existierte in Köln keine Universität; die französischen Besatzer hatten diese 1798 aufgelöst, und die „Rheinische Universität“ kam auf Beschluss des preußischen Königs 1818 nach Bonn. Das (von den Hermesianern geprägte) dortige Klima an der Theologischen Fakultät sagte Kolping nicht zu. Schlussendlich fiel die Wahl auf München, wo die katholische Erneuerungsbewegung ihren Mittelpunkt hatte. Diese Strömung (mit einer am Menschen ausgerichteten Theologie) sollte Kolping nachhaltig beeinflussen. Die auf Latein verfasste Immatrikulationsurkunde der Königlichen Universität München vom 15. Mai 1841 für „Adolphus“ Kolping muss nun restauriert werden. Leider kann dieses wichtige Dokument nur in der Prospekthülle abgebildet werden, da es dort festklebt. Dennoch ist die Urkunde mit dem Universitätssiegel und der eigenhändigen Unterschrift des Rektors mehr als ein echter Hingucker.

Wussten Sie das schon? Adolph Kolping schrieb Gedichte. Sein erstes Poem „Am Grabe meiner Mutter“ verfasste er im Alter von 20 Jahren. Da war er noch Schumachergeselle und bereits ein glühender Schillerverehrer, wie aus einem Gedicht aus dem Jahre 1836 hervorgeht. Als Gymnasiast widmete sich Kolping verstärkt der Dichtkunst. Die meisten seiner mehr als siebzig uns überlieferten Gedichte entstanden in dieser Zeit. Darunter befindet sich auch der 92seitige Gedichtband „Mußestunden“, welchen Kolping bis zum Jahre 1862 fortschrieb. Sein gesamtes dichterisches Werk muss nun restauriert werden. Teils sind die Gedichte in einem erbärmlichen Zustand (siehe Foto). Hier hat jemand auf eine sehr unschöne Weise Hand angelegt. Die zwei Gedichte wurden übereinander auf schwarze Pappe geklebt. Dabei hat man Text abgedeckt. Nun ist auch noch der Kleber durch das Papier gedrungen und hat zu Flecken und Verwellungen geführt.

Nach zehnjähriger Berufstätigkeit als Schuhmacher entschied sich Adolph Kolping im Frühjahr 1836, Priester zu werden. Um Theologie zu studieren, benötigte er die Reifeprüfung. Er hatte Glück: Pfarrer Lauffs aus Blatzheim und Vikar Theodor Wollersheim unterstützten ihn und gaben ihm Privatunterricht. So konnte Kolping im Herbst 1837 in die Tertia des Kölner Marzellengymnasiums aufgenommen werden. Sein erstes Versetzungszeugnis wurde am 16.9.1838 am Katholischen Gymnasium zu Köln ausgestellt. Es bescheinigt im Fach Religionslehre: sehr gut. Regulär hatte Kolping noch fünf Jahre Gymnasialzeit vor sich. Doch er übersprang zwei Jahre und machte im April 1841 das Abitur. Dieses Zeugnis ist dringend restaurierungsbedürftig.

Glück gehabt! Kolping wurde am 9. April 1836 endgültig vom Wehrdienst zurückgestellt. Wie war das möglich? Kolping wurde im Jahre 1833 für den Wehrdienst gemustert. Nach Abschluss der Musterung erhielten die Gemusterten einen Losungsschein mit einer Losnummer. Der sprunghafte Anstieg der Bevölkerung überstieg den personellen Bedarf des Militärs. Deshalb wurden die Dienstpflichtigen ausgelost. Kolping zog die Nummer 861 – eine zu hohe Zahl für die Einziehung zum Wehrdienst. Daran sollte sich auch bei den nächsten Ziehungen nichts ändern. Der Losungsschein, ausgestellt von der Kreis-Ersatz-Commission des Stadt-Kreises Cöln, gehört zu den wertvollen Originalschriftstücken aus den jungen Jahren des Verbandsstifters, die restaurierungsbedürftig sind.

Kolping erlernte 1826 das Schuhmacherhandwerk. Diesen Beruf übte er an mehreren Orten aus, bis er 1837 auf das Kölner Marzellengymnasium wechselte. Sein weiterer Lebensweg als Geistlicher wurde geprägt durch seine Gesellenzeit. Original-Zeugnisse aus dieser Zeit sind sowohl die Handwerkerinstrumente im Kerpener Museum als auch die Bescheinigung des Schuhmachermeisters Johannes Michel Schwister aus Lechenich vom 26.3.1832. Die Arbeitsbescheinigung liefert uns auch ein Bild vom Aussehen Kolpings: Er war von mittlerer Statur und hatte blonde Haare.