KOLPING – mit uns Leben teilen

Endlich wieder Katholikentag!

Beim Katholikentag in Stuttgart vom 25. bis 29. Mai 2022 hat sich Kolping aktiv beteiligt. Ein Rückblick.

Dass es etwas anders sein würde als zuletzt vor vier Jahren in Münster, das war klar. In der Zwischenzeit ist einfach zu viel passiert: einerseits die Pandemie und die wirkmächtigen Folgen für das kirchliche Leben in Deutschland, andererseits aber auch eine schwere Krise der katholischen Kirche im Gefolge der Missbrauchsgutachten. Dieser Katholikentag in Stuttgart war zweifelsfrei geprägt von der Frage nach den Gründen für geringere Teilnehmerzahlen und sinkendes öffentliches Interesse.

Und dennoch war es für viele das lang ersehnte große Treffen zur Vernetzung, zum Austausch, zur Inspiration für die weitere Arbeit – und auch zur Aktivierung und Stärkung der nach wie vor beeindruckend vielen Menschen, die sich in kirchlichen Organisationen und Verbänden mit reichlich Herzblut engagieren. Für eine Kirche, die das Leben mit dem Menschen in Deutschland aufrichtig und zugewandt teilen möchte – „Leben teilen“, so lautete denn auch das Motto des 102. Katholikentags.

Als geteiltes Leben und als Teamwork im besten Sinne sollte sich der große Kolping-Stand im Stuttgarter Stadtgarten erweisen. Die Kolpingjugend im Kolpingwerk Deutschland setzte dort genauso inhaltliche Akzente wie das Kolpingwerk Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart als Verband des Gastgeber-Bistums. Darüber hinaus waren es Diözesanpräses Sebastian Schulz, Diözesanvorsitzender Winfried Henke und Diözesansekretär Daniel Fissenewert, die aus Paderborn mit in den Südwesten gekommen waren, um den Tatico-Kaffee zu bewerben, der in der Röstwerkstatt des Paderborner-Kolping-Bildungswerkes in Brakel geröstet wird und sich auch in Stuttgart größter Beliebtheit erfreuen sollte.

#lebensteilchen

Die Kolpingjugend war darüber hinaus – zusammen mit den Kolping Jugendgemeinschaftsdiensten –  im sogenannten BDKJ-Dorf vertreten. Dort präsentierten sich die katholischen Jugendverbände als Bushaltestelle, Sportplatz, Rathaus oder Eine-Welt-Laden. Ganz nach dem Motto „leben teilen“ führte die Kolpingjugend eine kleine Postkartenaktion durch, über die man ein #lebensteilchen – sei es ein Kompliment oder etwas aus dem eigenen Leben – teilen und sich das #lebensteilchen einer anderen Person mitnehmen konnte. Auch kam es zum Austausch mit Politiker:innen wie der Präsidentin des deutschen Bundestages Bärbel Bas oder verschiedenen Bischöfen. Die Kolpingjugend des DV Rottenburg Stuttgarts betreute im Jugendzentrum einen Stand und bot dort die Möglichkeit, eine kreative Zukunftswand zu gestalten. Was wünscht sich die Jugend von der Zukunft? Hier konnten Teilnehmende ihrer Kreativität freien Lauf lassen, und es entstanden viele tolle Ergebnisse. Am Samstag wurde über den Tag verteilt ein Escape Room angeboten, der sehr gut angenommen wurde.

Die Kolping Jugendgemeinschaftsdienste nutzten ihren Stand, um über Workcamps und Freiwilligendienste zu informieren. Daneben konnten Besucher:innen eine Stofftasche bemalen und versuchen, die Welt zu puzzeln.

Im Austausch miteinander

Fehlen durfte beim Katholikentag natürlich auch das Infomobil des Kolping-Netzwerks für Geflüchtete nicht: Viele Gespräche, die dort rund um Flucht, Migration und ein solidarisches Miteinander geführt wurden, handelten von den Erlebnissen der Besuchenden sowie ihren persönlichen Erwartungen und Herausforderungen bei der Unterstützung von Geflüchteten, insbesondere auch in Bezug auf ukrainische Geflüchtete. Das Netzwerk-Team konnte auf Fragen und Sorgen der Besuchenden eingehen und die gefühlten und tatsächlichen Unterschiede der Situation der Geflüchteten im Jahr 2015 im Vergleich zur jetzigen Situation erörtern und überlegen, wie Vorurteilen und Rassismus begegnet werden und Falschinformationen vorgebeugt werden kann. Wie immer lockte der Kicker die Besucher:innen vors und ins Mobil. Aber auch das Vorurteile-Memory brachte viele interessante Gespräche.

An allen Tagen erfreute sich das großflächige Kolping-Zentrum in Reichweite von Jugendzentrum und Bistums-Meile regem Zulauf. Zum persönlichen Austausch, aber auch um das Kolpingwerk und seine Aktivitäten besser kennenzulernen, kamen unter anderem der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic, der frühere ZdK-Präsident Thomas Sternberg, die BAGSO-Vorsitzende und CDU-Politikerin Regina Görner und neben verschiedenen Diözesanbischöfen auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing.

Bundespräses Hans Joachim Wahl warb um Unterschriften für die Petition „Kolping ist mir heilig“ und erläuterte den Gästen am Stand, warum das Kolpingwerk die Heiligsprechung des Verbandsgründers vorantreiben möchte. Neben dem Bundespräses waren die Bundesvorsitzende Ursula Groden-Kranich, ihre Stellvertreterin Klaudia Rudersdorf, die Geistliche Leiterin Rosalia Walter und Bundessekretärin Alexandra Horster für die Verbandsleitung in Stuttgart.

Mitglieder und Fachreferenten des Kolpingwerkes waren darüber hinaus zu kirchen- und gesellschaftspolitischen Themen auch auf Podien eingeladen. Alexander Suchomsky, Fachreferent für Arbeitswelt und Soziales, stand etwa im Zentrum Familie und Generationen zum Thema „Heute für morgen? So (un)gerecht ist unsere Rente“ im Rahmen eines Gesprächs Rede und Antwort.

Rente – ein komplexes Thema

Zum Thema Rente veranstalteten Paul Schroeter und Christiane Löffler für die AG "heute für morgen" der  Kolpingjugend einen Workshop, der auch im Wegweiser Rente (eine Arbeitshilfe zum Thema Rente) zu finden ist. Sie sowie Bundesjugendsekretärin Elisabeth Adolf und die jugendpolitische Bildungsreferentin Larissa Florysiak diskutierten mit jungen Erwachsenen und erlebten in verschiedene Rollen die zukünftigen Lebensumstände im Rentenalter. Es war für alle eine Bereicherung, viele Fragen konnten beantwortet und geklärt werden. Und es wurde klar: das Thema Rente ist ein sehr komplexes Thema, je früher man sich damit beschäftigt, desto besser!

Zum Highlight avancierte – wie so oft bei Katholikentagen – der gemeinsame Kolping-Gottesdienst am Freitagabend in der (evangelischen) Leonhardskirche im Zentrum der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Unter dem Motto „Auf dem Glauben ruht das Leben“ feierten Kolpingmitglieder aus der ganzen Republik einen ermutigenden Gottesdienst in Gedenken an Adolph Kolpings Wirken und mit sensiblem Blick für die Herausforderungen dieser Zeit. Hans Joachim Wahl und Rosalia Walter waren sichtlich erfreut über die voll besetzte Kirche und den eindrucksvollen Bannereinzug.

Wichtige Impulse

Nicht einzig die Wiedersehensfreude nach vier schwierigen Jahren erzeugte echte Katholikentags-Stimmung und sorgte für Zufriedenheit bei den Beteiligten des Kolpingwerkes. Erkennbar wurde vielmehr auch, dass das Ringen um neue Themen, um gesellschaftliche Relevanz und um die gestalterische Kraft der katholischen Kirche in Deutschland nicht enden soll, wenn auch mancher Diskurs dieser Zeit eher nach Abbruch statt nach Aufbruch klingt. Für die Beteiligten des Kolpingwerkes Deutschland brachte die Begegnung mit vielen Mitgliedern und Interessierten wichtige Impulse, die die weitere Arbeit beeinflussen werden.


Text: Tim Schlotmann – Elisabeth Adolf – Simone Fuchs – Benjamin Goebel

Fotos: Kolpingwerk Deutschland